Klaus Bannwarth im Gespräch

»Von vorne bis hinten durch die Wertschöpfungskette«

Wels mag eine durchschnittliche Stadt sein, die dortige Niederlassung von Gebrüder Weiss ist eher überdurchschnittlich: Es ist die zweitgrößte Niederlassung im Netzwerk des Logistikers. Was machen sie hier anders? Niederlassungsleiter Klaus Bannwarth über einheitliche Standards im Logistiklager, Mitarbeitermotivation und Visionen.

Herr Bannwarth, ist Wels ein Standort wie jeder andere auch?
Die Anlage in Wels ist perfekt gebaut, um Logistik und Landfracht und Luftfracht zu vereinen. Das ist natürlich auch durch die geografische Lage bedingt: Wir liegen an der Nord-Süd- und der Ost-West-Achse von Österreich. Deshalb haben wir kurze Wege innerhalb des Landes und Anschlüsse nach ganz Europa. Die Größe dieser Anlage, inklusive des Umschlagsgüterbahnhofs im Süden, da kommt man schon ins Staunen. Und wir halten zusammen, da macht das Arbeiten einfach mehr Spaß.

Gebrüder Weiss wirbt mit einheitlichen Standards weltweit. Warum ist das so wichtig für ein Logistikunternehmen?
Standards gehören bei einem modernen Unternehmen dazu. Sie sorgen für Nachhaltigkeit und Qualität bei der Arbeit, Mitarbeiter und Kunden können sich schnell orientieren. So wie es etwa bei McDonald’s ist: Man geht hinein, ob in Wien, London oder Paris, und man weiß, dass man in einem McDonald’s steht, egal in welcher Stadt, da die komplett standardisiert sind. Vom Branding bis hin zu diversen Markierungen im Laden. Und genauso möchten wir das auch.

Sowohl Infrastruktur als auch der Aufbau des Lagers sind bei der Standardisierung entscheidend. Wieso?
Die Standardisierung geht wirklich von vorne bis hinten durch die Wertschöpfungskette. Wir fangen sozusagen bei den internen Prozessen in der Logistik selbst an, im täglichen Geschäft. Hier muss man natürlich offen sein und einige Neuerungen mit den MitarbeiterInnen durchsprechen. Alteingefahrene Systeme sind schwer zu lösen. Am Ende des Tages wird aber jeder davon überzeugt sein, dass eine Standardisierung der bessere Weg ist. Ein einheitliches Erscheinungsbild aller Arbeitsplätze, Lagerplätze, Flächen und Wege ermöglicht es den MitarbeiterInnen, ihre Prozesse in einem immer gleichbleibenden Umfeld durchzuführen. Arbeitsmittel und benötigte Ware finden sich immer auf den gleichen Plätzen, die immer gleich gekennzeichnet sind – vom Besenstiel bis zum Elektrohubwagen. Das schafft Routine, ermöglicht einen schnelleren Lerneffekt und trägt so zu schnelleren und effizienteren Abläufen bei, die gleichzeitig noch fehlerärmer stattfinden. Das wiederum reduziert die Personalkosten im Verhältnis zu durchgeführten Prozessschritten, sowie die Reklamationskosten.

Was haben einheitliche Beschriftung des Lager-Equipments und multifunktionale Arbeitstische mit dem Commitment der Mitarbeiter zu tun?
Die Basis des Erfolgs von Gebrüder Weiss sind unsere MitarbeiterInnen, die die Entscheidungen und Anweisungen des Managements sozusagen auf die Straße bringen – daher müssen wir ihrem Arbeitsplatz eine entsprechende Wertschätzung entgegenbringen. Mit einer einheitlichen Beschriftung des Equipments erleichtern wir die Orientierung und Routine am Arbeitsplatz. Die multifunktionalen Arbeitstische gehen damit einher: Sie schaffen einen Wohlfühlfaktor. Professionelle Verpackungstische sind, wenn Sie so wollen, unser Commitment gegenüber unseren Mitarbeitern, das zählt zu unseren Kernwerten. Und es schafft Motivation bei den MitarbeiterInnen.

Klaus Bannwarth

(Bild: Gebrüder Weiss)

Ist aufräumen also die Lösung?
Definitiv. Aufräumen ist die Lösung. Man kann zu jede Zeit in diese Lager gehen, und man wird das sofort sehen: Ein Arbeitsumfeld, das leicht ordentlich und sauber gehalten werden kann, erleichtert das Halten der geschaffenen Standards. Und das merkt man, wenn man die Menschen, die im gewerblichen Bereich tätig sind, fragt, wie es ihnen jetzt geht. Jeder Einzelne hat bestätigt, dass er sich viel wohler fühlt.

Bevor Sie den Standort übernommen haben, haben Sie die Niederlassung Graz geleitet. Was unterscheidet das Arbeiten hier und dort?
Zum einen natürlich das wirtschaftliche Umfeld. Wir bewegen in Wels zwei Drittel mehr an Waren, wir haben zwei Drittel mehr an Flächen, und ich führe zwei Drittel mehr Mitarbeiter. Das kann man von der Größenordnung her nicht vergleichen. Zum anderen die Wirtschaftlichkeit, denn hier hat man andere Möglichkeiten als in Graz. Hier gibt es eine geballte Wirtschaftsmacht.

In der Niederlassung Wels arbeiten 270 Mitarbeiter. Was eint sie?
Was uns hier als Team verbindet, sind sicher die Zielstrebigkeit und die Offenheit – und unser Teamgedanke, den wir in Familienfesten, in gemeinsamen Ausflügen leben. Und wir haben eine sehr ehrliche und respektvolle Umgangsart. Das macht uns erfolgreich. Und wir feiern Erfolge – das gehört dazu, denn wir gehen gemeinsam durch Höhen und Tiefen.

Schätzen Sie eher das Normale oder das Besondere?
Ich schätze das Normale, in der Wirtshauskultur zum Beispiel. Ich liebe aber das Besondere. Das Besondere sind für mich Herausforderungen oder visionäre Ansätze, die ich verfolgen kann. Ich bin sehr stolz auf das, was meine Mitarbeiter hier täglich leisten, und das macht den Erfolg mit ihnen so besonders. Und ich habe die Vision, dass diese Niederlassung irgendwann energieautark wird. Dieser ökologische Aspekt ist mir persönlich sehr wichtig. Wir haben zwei Photovoltaikanlagen fertig gebaut, wir entwickeln ein intelligentes Lademanagementsystem und sind dabei, einen Testbetrieb für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge in die Wege zu leiten.


Imke Borchers ist Literaturwissenschaftlerin und Redakteurin für den Atlas.

(Bild: Gebrüder Weiss)
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