Ein zweites Leben für ATLAS #11
Den Spirit erhalten
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Gebrüder Weiss
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Manchmal lohnt sich ein zweiter Blick: Für die 23. Ausgabe unseres Kundenmagazins ATLAS hauchen wir vergangenen Artikeln ein zweites Leben ein – durch veränderte Perspektiven, neue Entwicklungen und das Wissen von heute. Dieser Beitrag bezieht sich auf den Artikel "Den Spirit erhalten" aus ATLAS #11 (2018), der hier in voller Länge nachgelesen werden kann.
Damals …
[…] Was die meisten Länder heutzutage gemeinsam haben, ist der Hang zu populistischen Entscheidungen. Macht Ihnen das Angst?
Schon. Leider sind auch die modernen Kommunikationsformen, so sehr ich diese auch schätze, Katalysatoren in diese Richtung. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass diese neuen Technologien natürlich auch Trends zulassen, die man sehr begrüßen kann. Mir kommt im Zusammenhang mit dem Brexit so eine jugendliche Initiative in den Sinn: »Let’s hug a Brit«. Hier werden, sicherlich augenzwinkernd, Gräben überwunden, die der Populismus aufgerissen hat. Ich glaube, dass für Menschen Grenzen immer unwichtiger werden. Das würde den Populisten auch den Nährboden entziehen.
Welche Bedeutung haben Grenzen für Sie persönlich?
Ich bin sehr stark unter dem Einfluss von Grenzen in Vorarlberg aufgewachsen. Vor der EU war man da eingegrenzt in ein sehr kleines Land. Grenzen beengen, reduzieren den Spielraum und die Möglichkeit für Visionen. Geografische Grenzen bedingen manchmal auch Grenzen im Denken. Andersrum brauchen wir natürlich alle mentale Grenzen in unserem Zusammenleben. Kinder brauchen Grenzen, da bin ich ein großer Verfechter. Und wir müssen uns im geschäftlichen wie im privaten Bereich an Grenzen des Anstands halten. Es kann ja auch im Straßenverkehr nicht jeder fahren wie er möchte.
Wie können Sie sich persönlich mental abgrenzen? Anders gefragt: Bei der Fülle an Informationen, die Sie täglich verarbeiten müssen, wie können Sie das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden?
Ich grenze die Anzahl der Medien ein, mit denen ich mich beschäftige – und dennoch fühle ich mich von der Fülle an Informationen teilweise übermannt. […]
… heute
Wir brauchen Grenzen und Anstand – diese Forderung aus einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss, Wolfram Senger-Weiss, hat sich als weitsichtig erwiesen: In den letzten Jahren wird zunehmend über einen Mangel an Benehmen geklagt, in der Öffentlichkeit ebenso wie in der Politik. Und gerade auch in den digitalen Medien lässt sich eine Verrohung beobachten, vor der besonders Kinder und Jugendliche geschützt werden sollten.
Mittlerweile diskutiert ganz Europa über Handyverbote an Schulen, in mehreren Ländern sind die digitalen Alleskönner bereits aus den Klassenzimmern verbannt – mit Verweis auf die Wissenschaft: Verschiedene Studien belegen inzwischen, dass ein Smartphoneverbot an Schulen das soziale Klima verbessern, die Konzentration fördern und Mobbing erschweren kann. Eine klare Linie hat hier also messbare positive Effekte und zeigt, dass vernünftige Grenzen nicht immer nur Einschränkungen sind und dass wir sie brauchen. Sie sind der Rahmen, in dem Freiheit sich bewähren kann.
