Warum die kleine Stadt in Nordschweden eigentlich immer eine Reise wert ist
Apropos Kiruna
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Florian Lorenz
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Kennen Sie Kiruna? Die nördlichste Stadt Schwedens ist mit rund 23.000 Einwohnerinnen und Einwohnern recht klein. Sie hat aber gleich mehrere Superlative zu bieten, nicht nur ihre geografische Lage. Auch für Gebrüder Weiss steht Kiruna neuerdings für einen Rekord: Die Stadt markiert den nördlichsten Punkt, den je ein Gebrüder Weiss-Lkw erreicht hat.
Kiruna ist eine Bergbaustadt und war bislang vor allem genau dafür bekannt – die größte unterirdische Eisenerzmine der Welt befindet sich hier. Deshalb wurde das Stadtzentrum gerade um etwa 3 Kilometer verschoben. Der Erzabbau hatte zu Erdverschiebungen geführt, Kiruna war vom Einsturz bedroht. Spezial-Trucks haben die traditionellen Holzhäuser der Region deshalb aufgeladen und ein Stück weiter wieder abgesetzt. Das auf diese Weise neu entstandene Zentrum konnten die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt mitgestalten. Es sollte ein bisschen dichter werden, so der allgemeine Wunsch, denn die Geschäfte lagen aus Sicht der Bevölkerung bislang zu weit verstreut – ein Grund für einen weiteren Rekord: Kiruna hat die meisten Fahrzeuge pro Kopf in ganz Schweden.
Mit dem Eisenerz geht es in Kiruna trotz des aufwendigen Umzugs allerdings in absehbarer Zeit zu Ende, weil die Vorräte irgendwann einfach erschöpft sein werden. Dennoch wird der Bergbau wohl Zukunft haben, denn gerade erst wurde das wohl größte Vorkommen von Seltenen Erden innerhalb Europas im Erdreich direkt neben dem Eisenerzbergwerk in Kiruna entdeckt. Und diese Seltenen Erden sind ein wichtiger Rohstoff für nachhaltige Technologien wie Windkraftanlagen, Energiesparlampen und auch für Elektroautos.
Außerdem zieht die Stadt gerade vermehrt Reisende aus der ganzen Welt an. Das liegt möglicherweise an den abenteuerlichen Hundeschlittentouren, die dort buchbar sind, an den Einblicken, die man in das Leben der Sámi gewinnen kann, und vielleicht auch – noch ein Superlativ – an der nördlichsten Skybar Schwedens in 45 Metern Höhe.
Ganz bestimmt aber liegt die Attraktivität an Kirunas besonderem Verhältnis zum Himmel. Denn die Lage ist für die Beobachtung von Nordlichtern geradezu optimal: Ab September bis etwa März ist das Naturschauspiel zu sehen. Im nahegelegenen Nationalpark Abisko gibt es sogar einen eigens eingerichteten Aussichtspunkt für das Polarlicht-Watching zwischen September und April – die Aurora Skystation.
Außerdem befindet sich ganz in der Nähe der Stadt die European Space and Sounding Rocket Range, kurz Esrange, die von der Swedish Space Corporation SSC betrieben wird. Von dort aus starten im Auftrag verschiedener Forschungseinrichtungen immer wieder Höhenforschungsraketen und Stratosphärenballons. Motto der SSC ist „We help earth benefit from space – Wir helfen der Erde, vom Weltall zu profitieren“. Auf dieser Grundlage bietet sie Kunden aus Wirtschaft und aus der wissenschaftlichen Forschung ihre Weltraumdienste an. Außerdem betreibt die SSC eine der verkehrsreichsten zivilen Satelliten-Bodenstationen der Welt (schon wieder ein Rekord!), die mit Telekommunikations- und Wissenschaftssatelliten im Weltall in Verbindung steht.
Wer nun also nach Nordschweden reisen möchte, der kann in Stockholm eine Propellermaschine besteigen – oder bequem per Zug anreisen: Von Stockholm aus verkehrt ein Nachtzug. Gelangt man auch schon nach Schweden mit dem Schlafwagen, was zum Beispiel von Berlin, Hamburg und Kopenhagen aus neuerdings wieder möglich ist, dann ist man in gut 40 Stunden von Deutschland aus da. Von Österreich ist es noch eine Nacht mehr. Wenn man bedenkt, wie weit die Stadt von den europäischen Metropolen entfernt ist und was einen in Kiruna alles erwartet, dann lohnt sich der Aufwand.