Woher kommen die Ideen?
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Manchmal lässt die Inspiration auf sich warten – sie scheint uns spontan zu widerfahren oder eben nicht. Aber ist eine Eingebung wirklich etwas, bei dem wir selbst ganz passiv sind? Oder können wir etwas tun, damit uns die Muse küsst? Aber natürlich! Das Gehirn lässt sich auf die Sprünge helfen, mit verschiedenen Methoden. Und vielleicht steht am Ende nicht unbedingt ein Geistesblitz, aber doch eine solide Idee, mit der man weiterarbeiten kann. Probieren Sie es aus!

„Was-wäre-wenn“-Fragen
Kreativität nutzt sich nicht ab. Man kann sie also ruhig verschwenderisch einsetzen, auch für ganz verrückte Überlegungen, die der Ausgangspunkt für konkrete Ideen sein können. Mit Was-wäre-wenn-Fragen stimulieren Sie Ihre Vorstellungskraft und durchbrechen gewohnte Denkmuster, indem sie geltende Regeln und Vorgaben komplett außer Acht lassen. Dafür stellen Sie sich Fragen zu alltäglichen Dingen oder Situationen, beispielsweise „Was wäre, wenn Kosten in der Lieferkette keine Rolle spielen würden?“ oder „Was wäre, wenn Mitarbeitende im Umschlag vier Arme hätten?“ oder „Was wäre, wenn alle Kunden immer hochzufrieden wären?“. Schreiben Sie Ihre spontanen Spekulationen auf und diskutieren Sie Ihre Annahmen mit anderen. Möglicherweise ergeben sich daraus realitätsnahe neue Konzepte oder vielleicht sogar ganz geniale Lösungsideen.

Mindmapping
Wo fange ich nur an? Wer unter Produktivitätsdruck steht, braucht Platz – vor allem im Gehirn. Dafür kann das Mindmapping eine wirkungsvolle Methode sein. Es bringt Ordnung in eine Vielzahl erster Ideen zu einem Thema und schafft Raum für neue Gedanken dazu. Die vereinfachte Darstellung macht Zusammenhänge deutlich und regt neue Überlegungen an. Definieren Sie für Ihre Mindmap zunächst das Thema und schreiben Sie es in die Mitte, beispielsweise „Logistik“. Sammeln Sie danach alle Assoziationen dazu und verbinden Sie sie mit dem zentralen Ausgangsbegriff. Mit den neu gesammelten Stichwörtern verfahren Sie genauso. Anschließend können Sie Beziehungen zwischen den gesammelten Begriffen erkennen, einzelne Begriffe gruppieren oder hervorheben. Und spätestens dann sollten Sie einen besseren Überblick haben, der den Druck etwas lindert.

Ideenmarathon
Kreativität ist kein konstanter Zustand, sondern hat wie die körperliche Fitness Hochs und Tiefs. Und man kann ebenso wie an der körperlichen Ausdauer auch an der eigenen Kreativität arbeiten, zum Beispiel im Rahmen eines Ideenmarathons. Dieses System erfordert wie ein echter Marathon einen langen Atem: Unter der Anwendung von sieben Grundregeln (z. B. „Ideen werden so knapp wie möglich notiert“ oder „Ideen werden immer nach demselben Schema notiert“) soll jeden Tag mindestens eine neue Idee in ein Ideentagebuch aufgeschrieben werden. So gewöhnt sich das Gehirn daran, Inspirationen aufzunehmen und stellt sich auf Massenproduktion ein. Der Erfinder des Ideenmarathons Takeo Higuchi soll nach eigenen Angaben insgesamt fast 400 Ideentagebücher vollgeschrieben und über 300.000 Ideen entwickelt haben – eine davon vermutlich die für den Ideenmarathon selbst.

Methode 6-3-5
Wie können wir im Team zusammen denken? Nicht immer bringen mehr Köpfe auch mehr Ideen zustande. Manchmal aber kommt man mit einer Fragestellung allein einfach nicht weiter. Hier kann das gemeinsame, freie Denken sehr sinnvoll sein. Im Idealfall inspirieren sich die Teilnehmenden gegenseitig und landen am Ende dort, wo einer allein nicht hingekommen wäre. Die Methode basiert dabei auf einem gemeinsamen Schreibprozess mit sechs Teilnehmenden. Jeder bekommt dafür ein Blatt mit einer Tabelle, in die innerhalb von höchstens fünf Minuten drei Ideen zu einem Ausgangsproblem notiert werden können. Danach werden die Blätter weitergereicht. Alle Teilnehmenden lassen sich in jeder Runde wieder neu von den vorhandenen Ideen inspirieren und entwickeln sie weiter. Zum Schluss werden die Blätter ausgewertet.

Disney-Strategie
Wie kann man Inspiration beschützen? Häufig kommt es vor, dass eigentlich ganz gute Ideen sehr schnell Einwände provozieren. Anstatt zu überlegen, wie man einen spontanen Geistesblitz so weiterentwickelt, dass er tatsächlich funktioniert, gibt es in vielen Arbeitsteams die Neigung, lieber die Gründe zu diskutieren, weswegen eine Idee vielleicht nicht funktioniert. Überwunden werden kann sie durch einen Perspektivwechsel, der zarte Eingebungen zunächst einmal beschützt. Denn der Grat zwischen einer unglücklichen und einer genialen Idee ist häufig sehr schmal. Die Disney-Strategie setzt dabei auf drei Phasen in der Ideenfindung: eine „Träumer“-Phase, in der sämtliche Ideen zunächst einmal aufgenommen werden. Anschließend werden sie in der „Umsetzer“-Phase auf ihre Praxistauglichkeit geprüft und erst in der „Kritiker-Phase“ auf Schwachstellen abgeklopft.