Wie eine kleine Panne den Straßenverkehr für immer veränderte

Über verschüttete Milch klagt man nicht, so sagt ein Sprichwort. Für Edward N. Hines aber war verschüttete Milch nicht nur kein Grund zur Klage, sondern vielmehr der Anfang einer bahnbrechenden Idee. Hines war ursprünglich gelernter Drucker, außerdem passionierter Radfahrer und viel auf Straßen unterwegs. 1890 gründete er in Michigan die Organisation „Good Roads“, die sich für den Bau und für die Sicherheit von Kreisstraßen einsetzte. An beidem gab es großen Bedarf: Um die Jahrhundertwende waren die bestehenden Straßen für Pferdekutschen ausgelegt, nicht für die wenigen Autos, die es damals gab. Und schon gar nicht für Fahrräder. Das Unterwegssein auf diesen Straßen war deshalb oft gefährlich, generelle Fahrbahnmarkierungen waren unüblich. Dies sollte sich aber bald ändern.

1906 wurde Hines zusammen mit Henry Ford in das neu gegründete Wayne County Board of Roads berufen. Er wurde Vorstandsvorsitzender und blieb es 32 Jahre lang. In seinem Amt erlebte er die zunehmende Beliebtheit des Automobils, während viele Verkehrssituationen noch ungeregelt waren. Schließlich musste alles, was uns heute als selbstverständlich erscheint, irgendwann einmal erst erdacht und durchgesetzt werden. 1911 kam Hines auf eine Idee, die manche auch heute noch als einen der wichtigsten Beiträge zur Straßensicherheit betrachten: eine Linie in der Straßenmitte, die den Verkehr in zwei Richtungen trennt. Der Legende nach wurde er dazu von einem undichten Milchwagen inspiriert, der eine dünne weiße Milchspur auf dem grauen Straßenbelag hinterließ. Dieser Kontrast gefiel Hines so gut, dass er zunächst Kurven und Brückenabschnitte, später die gesamten Highways in seinem Bezirk markieren ließ und so die Straßen für alle veränderte, die seitdem darauf unterwegs sind.

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