Wie ein kleiner Vogel den japanischen Superzug inspiriert hat

Die japanischen Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge sind Wunderwerke der Technik. Sie sind sicher, pünktlich – und natürlich schnell. Genau das, die Schnelligkeit, führte bei den frühen Baureihen allerdings zu unangenehmen Nebeneffekten: Vibrationen und Lärm. Vor allem der Effekt des „Tunnelknalls“ machte den Entwicklern der japanischen Eisenbahngesellschaft Kopfzerbrechen: Wenn die Züge mit Geschwindigkeiten von über 320 km/h durch Tunnel rasten, pressten sie die Luft vor sich her. Dadurch bauten sich Druckwellen auf, die an den Tunnelausgängen mit einem Knall freigesetzt wurden, was über große Distanzen zu hören war. Was tun?

Glücklicherweise hatte der damalige Technikdirektor der Japan Railways, Eiji Nakatsu, eine Leidenschaft für Vogelbeobachtung. Dieser Leidenschaft ist die entscheidende Inspiration zur Lösung des Problems zu verdanken: Eiji Nakatsu hatte die Präzision des Eisvogels beobachtet, der auf der Jagd von einer erhöhten Position aus blitzschnell, leise und nahezu ohne Spritzer ins Wasser eintauchen kann. Und er vermutete, dass es vor allem der stromlinienförmige Schnabel ist, der dem Vogel dieses Manöver erlaubt. Nach intensiven Untersuchungen und Tests beschlossen die Entwickler von Japan Railways, die Front der neuen Baureihe des Zuges wie einen Eisvogelschnabel zu konstruieren und ihr die charakteristisch geformte Nase zu geben. Durch dieses Design hatten die neuen Züge 30 Prozent weniger Luftwiderstand als ihre Vorgänger sowie weniger Energieverbrauch. Und der Tunnelknall gehörte dank dem kleinen Eisvogel und Eiji Nakatsus Beobachtungsgabe der Geschichte an.

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