Wie aus der Not eine Tugend wurde
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Das Geräusch kennt jeder: ratsch! So klingt es, wenn die Blutdruckmanschette vom Arm genommen wird, wenn jemand eine Kuriertasche aus Lkw-Plane öffnet oder wenn man den Klettgurt löst, mit dem Paletten gesichert wurden. Klettverschlüsse sind in vielen Bereichen zu finden, sie sind kinderleicht zu öffnen und zu schließen. Sogar bei der Mondlandung 1969 waren sie dabei, denn der Mechanismus ist so einfach wie genial. Zunächst einmal lästig waren dagegen dem ersten Eindruck nach die stacheligen grünen Kugeln, die der Jagdhund des Schweizers George de Mestral nach Streifzügen durch die Natur in seinem Fell mit nach Hause brachte. Es waren Samen der Klette, die dafür sorgen sollen, dass sich die Pflanze weiterverbreitet. Als Ingenieur wollte de Mestral dem Phänomen auf den Grund gehen und herausfinden, was die Klette so anhänglich macht. Ein Blick durch das Mikroskop gab Aufschluss: Eine Vielzahl von kleinen Häkchen auf der Oberfläche ermöglichen es den Früchten, an vorbeistreifenden Lebewesen anzuhaften. Weil sie elastisch sind, gehen die Häkchen selbst dann nicht kaputt, wenn man sie grob aus dem Tierfell, aus Stoff oder aus den eigenen Haaren herauszieht. De Mestral erkannte, dass sich diese Technik übertragen ließe, und begann zu tüfteln. Das Ergebnis war der Klettverschluss. Er besteht aus einem Hakenband, das wie die kleinen Klettenfrüchte mit vielen elastischen Häkchen ausgestattet ist, sowie aus einem Flauschband mit feinen Schlingen. Im Oktober 1951 meldete de Mestral den Klettverschluss zum Patentschutz an, 1954 wurde ihm das Patent gewährt. Der Klettverschluss wurde ganz offiziell für neu, erfinderisch und gewerblich anwendbar befunden. Heute ist er ein Musterbeispiel der Bionik, also der Inspiration von technischen Entwicklungen durch die Natur.
