Was das „schnellste Mädchen der Welt“ den Autofahrern hinterließ

Schon als Kind hatte Dorothy Levitt ein Faible für Geschwindigkeit. Sie war eine sportliche Reiterin, der es auf dem Pferderücken gar nicht schnell genug gehen konnte. Und sie hatte ihren eigenen Willen. Statt sich als junge Frau nach einem Ehemann umzusehen, verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt lieber selbst und wurde Sekretärin beim Fahrzeuge- und Motorenhersteller Napier.

Bei Napier traf sie auf den Motorsport-Pionier Selwyn Edge, der erkannte, dass die selbstbewusste Dorothy das Zeug zur Rennfahrerin hatte. Nicht nur der Motorsport, sondern das Autofahren überhaupt war zu diesen Zeiten noch Männersache. Trotzdem sollte Levitt das Fahren lernen und so bald wie möglich auf die Rennstrecke. Zu den Fahrstunden erschien sie zurechtgemacht wie zu einem gesellschaftlichen Anlass: feminin gekleidet, mit auffallendem Schmuck, ausladenden Hüten, in Seidenstrümpfen und parfümiert – für ihren Fahrlehrer eine Provokation, hielt der es doch ohnehin schon für unter seiner männlichen Würde, einer Frau das Autofahren und Grundkenntnisse der Mechanik beizubringen. Und dennoch: Bereits im Folgejahr trat Levitt bei ihrem ersten Rennen an und stellte mit einem Napier-Motorboot in Irland den ersten Geschwindigkeitsweltrekord auf dem Wasser auf. Zu weiteren Rennen im In- und Ausland erschien Levitt stets so, wie sie sich selbst am besten gefiel: elegant, mit Mantel, Hut und Schleier. Und wer etwas auf das eigene Aussehen hält, der ist natürlich im Besitz eines Spiegels. Mit einem Spiegel aber kann man außer sich selbst natürlich auch das rückwärtige Verkehrsgeschehen beobachten – dies beschrieb Levitt in ihrem 1909 erschienen Buch „The Woman and the Car“. Sie empfahl allen Frauen, ihre Handspiegel im Auto einzusetzen und nahm damit die Erfindung des Rückspiegels vorweg.

Artikel Teilen

Alle Artikel